Babies und Kinder dürfen egozentrisch sein, denn sie werden freiwillig umsorgt. Als Erwachsener ist man zum Überleben auf das soziale Miteinander, auf den Austausch, auf ein Wechselspiel von Geben und Nehmen angewiesen. Dabei ist es ausgesprochen hilfreich, wenn man sich in die Mitmenschen hinein versetzen kann, wenn man nachempfinden kann wie es ihnen geht. Angeblich gelingt dieses Sich-einfühlen-können Frauen besser als Männern. Ich weiß das nicht. Aber es gelingt verschiedenen Menschen unterschiedlich gut. Diese Empathie beruht auf sozialer Intelligenz. Und diese Fähigkeit, sich in die Gefühlslage anderer hinein versetzen zu können und deren Gefühle sich nicht nur vorstellen zu können, sondern sie nachempfinden zu können, diese Fähigkeit haben wir bei unserer Entwicklung zum Erwachsenen unterschiedlich gut erlernt. Und diese Fähigkeit ist höchst fragil. Sie kann durch Propaganda in den Hintergrund gedrängt werden, sie kann Soldaten in deren Ausbildung wegtrainiert werden und wir müssen aus Selbstschutz diese Fähigkeit zum Mitfühlen suspendieren, wenn wir Katastrophenbilder in den Nachrichten sehen. Ich glaube allerdings daran, dass die einmal erlernte soziale Intelligenz sich erst wieder auf natürliche Weise abschwächt, wenn wir als alte Menschen wieder so hilfsbedürftig werden wie junge Kinder. Dann blenden wir unseren sozialen Blick allmählich aus, konzentrieren uns egozentrisch auf unsere Innenwelt, auf unsere Gefühle und Bedürfnisse. Das wird dann Demenz genannt. Und als Krankheit eingestuft, damit die Versorgung und Begleitung von der Gesellschaft teilfinanziert werden kann, weil wir alle nicht mehr in Großfamilien alt werden. Ich betrachte dieses allmähliche Verschwinden der sozialen Fähigkeiten als natürliche Entwicklung. Der Mensch passt seine Fähigkeiten und sein Handeln seiner körperlichen und psychischen Lage an. Und die erfordert die Rückverwandlung von der Empathie zur egozentrischen Perspektive. So muss das sein.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen